Infos für Betreuungskräfte und pflegende Angehörige

Die Aufgabe einen körperlich oder geistig eingeschränkten Menschen zu betreuen ist nicht immer leicht. Da die physische und psychische Belastung nach einigen Monaten zu hoch wird, ist allen Betreuern und Betreuerinnen eine Auszeit vorbehalten. In diesem Zeitraum kümmert sich eine andere Betreuungskraft um die hilfebedürftige Person, welche im Vorfeld von der aktuellen Betreuungskraft in die Tätigkeiten eingewiesen wird. Als sinnvoller Zeitraum für einen Wechsel der Betreuungskräfte haben sich alle ca 2 Monate erwiesen, je nach individueller Situation. Eine ausreichender Freizeitausgleich ist unabdingbar.

Burnout

Burnout-Prophylaxe
Um das Risiko eines Burnouts in schwierigen Situationen zu verringern, sollten Sie auf Ihre individuelle Work-Life-Balance achten. Sie sollten also einen Einklang zwischen Familienleben, Hobbies, Freunden und dem Beruf finden. Um Ihre Work-Life-Balance positiv zu beeinflussen sollten Sie folgende Aspekte in Ihr Leben einbeziehen:

  • Ausreichend Schlaf
  • Alkoholkonsum niedrig halten
  • Sport zum Ausgleich
  • Gesunde Ernährung
  • Genügend Pausen im Alltag
  • Urlaub einplanen
  • Entspannung durch Yoga, MBSR, autogenes Training, progressive Muskelrelaxation
  • Beziehungen zu Freunden und Familie pflegen
  • Prioritäten setzen (Nein sagen können, Fehler oder Versagen zulassen, Delegieren)
  • Aktive und niederschwellige Hilfe holen und annehmen

Folgende Faktoren können ein Burnout begünstigen

Beispiele für Persönlichkeitsstrukturen die zu Burnout neigen:

  • Menschen, die sich selbst mehr vornehmen, als sie schaffen können
  • Menschen mit sehr hohen Leistungsansprüchen
  • Menschen, die ihren Selbstwert durch Anerkennung und Lob definieren
  • Menschen mit verminderter Frustrationstoleranz
  • Menschen, die subjektiv zu wenig Erholungszeiten haben
  • Menschen mit oft negativen Einstellungen
  • Menschen die unter hoher Anspannung beim Verrichten von Tätigkeiten stehen
  • Menschen, die nie oder nur schlecht Nein sagen können
  • Menschen die eine mangelnde Delegationsfähigkeit haben und alles selbst machen wollen

Beispiele für externe Faktoren, die Burnout begünstigen:

  • Überforderung z.B. Menschen mit Doppelbelastungen (Haushalt/ Familie & Beruf)
  • Routinetätigkeit ohne sich weiterentwickeln zu können
  • Einseitige oder keine sozialen Kontakte sowie geringe soziale Ressourcen
  • Übermäßige Kontrollen durch Vorgesetzten
  • Fehlende Verbindlichkeit und Eindeutigkeit der Ziele und der Arbeitsaufträge
  • Geringe Gestaltungsmöglichkeiten im Beruf oder Alltag
  • Schlechtes Arbeitsklima oder schlechte Arbeitsbedingungen
  • Mangelnde unterstützung von Kollegen und schlechtes Betriebsklima
  • Instabile Partnerschaft
  • Stress in der Familie

Signale eines Burnouts

Ein Burnout kann sich auf verschiedene Ebenen auswirken und wird deshalb auch oft erst zu spät von Ärzten diagnostiziert.

Emotional

  • negative Einstellungen
  • Nervosität, Gereiztheit
  • Angst, Unsicherheit
  • Wut, Aggression
  • Hilflosigkeit

Immunsystem

  • Infektanfälligkeit

Vegetativ-Hormonell

  • Trockener Mund
  • Frosch im Hals
  • Übelkeit
  • Schwitzen
  • Schwindel

Kognitiv

  • Schlechte Merkfähigkeit
  • Wortfindungsstörungen
  • Blackout
  • Eingeschränkte Wahrnehmung
  • Albträume

Muskulär

  • Wippen mit Füßen oder Beinen
  • Verspannungen im Nacken
  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen

Gewalt an alten Menschen

Gewalt ist alltäglich

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Quelle BMFSFJ

Im häuslichen Umfeld geben 53% der Angehörigen an innerhalb eines Jahres gewalttätig geworden zu sein. Im stationären Bereich ist die Gewalt ein großer Graubereich, da Strafhandlungen kaum angezeigt werden. Man nimmt aber an, dass 1/3 des Pflegepersonals Gewalt ausübt, die sich auch in Form von Grobheiten an der Tagesordnung zeigen.

Arten von Gewalt

Gewalt beginnt schon bei einem bösen Wort und kann durch das verminderte Verständnis für den Fähigkeits- und Fertigkeitsschwund des Pflegebedürftigen ausgelöst werden. Auch Stresssituation oder psychische Erschöpfung können zu gewalttätigen Verhalten führen. Die Gewalt an Pflegebedürftigen ist vielfältig und reicht von Diskriminierung bis hin zur Demütigung. Auch das ignorieren einer hilfebedürftigen Person (zum Beispiel wenn diese Inkontinent war) ist wie die Kontaktsperre, finanzielle Ausbeute und die Freiheitsberaubung durch Fixierung eine Gewalttat. Folgend erhalten Sie einen kurzen Überblick über die verschiedenen Gewaltformen.

Körperliche Gewalt

  • Medikamentenmissbrauch
  • Beeinträchtigung
  • Übergriffe, die Schmerz oder Verletzungen verursachen
  • Sexuelle Übergriffe
  • Verwahrlosung

Psychische Gewalt

  • Demütigung
  • Quälen
  • Manipulation
  • Beleidigung und Beschimpfung
  • Drohung
  • Handlungen, die zu psychischen Schäden führen können

Soziale Gewalt

  • Isolation
  • Beeinträchtigung des Lebensraums
  • Verletzung der Intimsphäre

Rechtliche Gewalt

  • Materieller Missbrauch
  • Diebstahl
  • Verletzung der Intimsphäre

Ursachen für Gewalt
Der Hauptgrund für Gewalthandlungen ist die Überforderung. Laut einer Umfrage fühlen sich 42% der pflegenden Angehörigen stark belastet. Im stationären Bereich sieht es nicht anders aus. Die Faktoren von Zeit- und Personalmangel treiben Pflegekräfte an den Rand ihrer psychischen und physischen Energie. Bei einem ambulanten Einsatz von Betreuungskräften führen oft die Dauerbereitschaft, der Schlafmangel und der Mangel an Unterstützung zu gewalttätigen Verhaltensmustern.

Aber auch Faktoren wie Geldprobleme, Probleme mit der Gesundheit oder eine ungünstige Wohnsituation können die Neigung zur Gewalt erhöhen. Ebenso begünstigen die Einschränkung der Berufsausübung des Pflegenden oder die Unkenntnis über Krankheitsbilder die Übergriffe.

Weitere Gewaltfördernde Faktoren

  • Lange Pflegedauer
  • Starkes subjektives Belastungsgefühl
  • Rollentausch
  • Nicht einhaltbare Versprechungen
  • Schwierige Krankheitsbilder (z. B. Demenz)
  • Stress
  • Gestörtes Kommunikationsverhältnis
  • Einsamkeit
  • Hilflosigkeit oder Abhängigkeit

Wie kann man Gewalt verhindern?
Um gewalttätige Übergriffe zu verhindern sollten Sie, egal ob angehöriger Pflegender oder Pflegebetreuer, Unterstützung im sozialen Umfeld suchen. Sollte das nähere Umfeld dafür kein offenes Ohr haben, haben Sie die Möglichkeit professionelle Hilfe durch einen Therapeuten zu beanspruchen. Zudem können Sie durch die Option einer Kurzzeitpflege ebenfalls entlastet werden.

Eine weitere Möglichkeit der psychischen Entlastung ist der Besuch einer Selbsthilfegruppe, in der Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen können.

Wie erkennt man Gewalt?
Die Gewaltausübung ist nicht immer eindeutig zu erkennnen. Mögliche Erkennungsmerkmale können sein:

  • Grobe und unwirsche Kommunikation
  • Blaue Flecken, Striemen
  • Kontaktsperre zum Beispiel keinen Besuch mehr zulassen

Wie kann ich auf die Gewalt aufmerksam machen?
Es gibt eine deutschlandweite Beratungs- und Beschwerdestelle www.beschwerdestellen-pflege.de.
In jedem Fall sollten Sie die Tat bei der örtlichen Polizei melden.