Wenn Menschen altersbedingt oder durch einen Unfall plötzlich nicht mehr alleine in ihrem Alltag zurechtkommen und auf Pflege angewiesen sind, müssen oftmals in kurzer Zeit viele wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die wohl ausschlaggebendste dabei ist: Wo soll die betroffene Person in Zukunft leben? Natürlich gibt es in der heutigen Zeit zahlreiche Optionen wie das Alters-, bzw. Pflegeheim oder betreutes Wohnen in einer Seniorenwohnanlage. Doch verständlicherweise ist bei vielen pflegebedürftigen Menschen der Wunsch groß, weiterhin in ihrer vertrauten Umgebung leben zu können. Laut einer bundesweiten Umfrage möchten mehr als drei Viertel der in ihrem Wohneigentum lebenden Hausbesitzer auch im Alter dort bleiben.
Dabei stoßen die betroffenen Personen und ihre Angehörigen in der Regel schnell auf ein weiteres Problem: In Deutschland gibt es derzeit kaum altersgerechte Privatwohnungen und -häuser. Im Jahr 2015 waren einer Studie des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung zufolge in Deutschland nur 1,4 Millionen Wohneinheiten weitgehend barrierefrei, obwohl der Bedarf, bedingt durch den demografischen Wandel, mehr als doppelt so hoch ist – Tendenz steigend.
Früh mit den Planungen beginnen
Deswegen ist es wichtig, sich früh, also nach Möglichkeit schon vor Eintreten der Pflegebedürftigkeit, mit alters-, bzw. behindertengerechtem Wohnen auseinanderzusetzen. Diese Planungen beginnen im Idealfall schon beim Bau. So können auch später anfallende Umbaukosten und eine Menge Aufwand vermieden werden. Bereits bei der Bauart sollte bedacht werden, dass Massivhäuser weitaus schwieriger umzustrukturieren sind als beispielsweise Holzfertighäuser. Um einen Raum zu vergrößern, können in Letzterem nicht tragende Wände im Ganzen versetzt werden, auch das Verlegen von Stromleitungen oder die Verbreiterung von Türen ist in einem Holzfertighaus problemlos möglich. Im Gegensatz zum Umbau von Massivhäusern ist dies nicht nur wesentlich kostengünstiger und einfacher zu handhaben, sondern verursacht auch weniger Schmutz und Staub.
Sollte die Wohnung nicht von vornherein altersgerecht konstruiert sein, steht man vor der Aufgabe, sie den Bedürfnissen entsprechend umzubauen. Leider ist dies nicht in allen Häusern möglich. Neben der Ausstattung der Wohnung selbst, kommt es auch auf ihre Lage an. Ist nicht nur die Wohnung, sondern auch das Wohnumfeld dem veränderten Bedarf angepasst? Gibt es gute Verkehrsanbindungen sowie alle wichtigen Einrichtungen wie Geschäfte, Banken und Arztpraxen in erreichbarer Nähe? Sind im Bedarfsfall Hilfen oder soziale Einrichtungen verfügbar? Die Wohnung selbst muss natürlich in erster Linie barrierefrei sein oder umgebaut werden können. Sie muss ohne Stufen oder Schwellen zu erreichen sein, mögliche Stolperfallen wie Teppiche, Kabel oder dekorative Gegenstände auf dem Fußboden sollten beseitigt werden. Ist es möglich, das Schlaf- und Badezimmer ins Erdgeschoss zu verlegen oder andernfalls einen Treppenlift zu installieren? Sind die Türen breit genug, um sie mit einem Rollstuhl oder Rollator zu passieren, und kann man diese Hilfsmittel im Hausflur parken, ohne dass sie im Weg stehen?
Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist das Badezimmer. Die Rutschgefahr in Badewanne und Dusche muss durch spezielle Matten oder Aufkleber minimiert, die Toilette in einer bequemen Höhe zum Hinsetzen und Aufstehen angebracht werden. Genügend Haltegriffe und Sitzgelegenheiten sowie dementsprechende Armaturen und Spiegel in Sitzhöhe sollten außerdem vorhanden sein.
Pflege in den eigenen vier Wänden
Wenn die Entscheidung darauf gefallen ist, auch in der Pflegebedürftigkeit in den eigenen vier Wänden zu verweilen, drängt sich zwangsläufig ein weiteres Problem auf: Wer kümmert sich um die hilfsbedürftige Person? Angehörige haben häufig weder Zeit noch genügend Kenntnisse auf dem Gebiet der Pflege, um die Patienten zu betreuen. Bewährt hat sich hier die häusliche Pflege, auch als 24 Stunden Betreuung bekannt, bei der eine Betreuungskraft für kurze Zeit oder langfristig im Haus oder der Wohnung der pflegebedürftigen Person wohnt, sie umsorgt und alle Aufgaben erfüllt, zu der sie selbst nicht mehr in der Lage ist. Je nach Bedarf helfen sie bei der Körperhygiene und beim Anziehen, im Haushalt sowie beim Kochen und Essen, sie erledigen Einkäufe und begleiten ihre Patienten bei Freizeitaktivitäten. Eine 24 Stunden Betreuung bietet pflegebedürftigen Personen in vielen Fällen außerdem die Möglichkeit, in ihrer bisherigen Wohnung leben zu bleiben, selbst wenn diese nicht rundum altersgerecht eingerichtet ist. Die Betreuungskraft kann beim Treppensteigen oder beim Rangieren mit dem Rollator helfen, mit ihnen Barrieren wie hohe Türschwellen oder Badewanneneinstiege überwinden und Rollstuhlfahrern beispielsweise Gegenstände aus Schränken reichen, an die sie selbst nicht mehr herankommen.
Um eine 24 Stunden Betreuung zu ermöglichen, sollte für sie ein eigenes Schlafzimmer bereitgestellt sowie eine Bad- und Küchen-Mitbenutzung zugesichert werden. Außerdem ist ein Internetzugang wünschenswert, damit die Pfleger ständigen Kontakt zu ihren Familien halten können. Das Kochen und Essen erfolgt in der Regel gemeinsam mit dem Patienten und ist ein wesentlicher Faktor für das soziale Wohlbefinden sowohl für den Patienten als auch für den Pfleger.